Standort 10



IDENTITY SPHERE Helga Griffiths

Ohne sichtbaren Halt schwebt die große Edelstahlkugel von Helga Griffiths über der Wiesenfläche. Eine harte Schale, die Schutz verspricht und doch enthüllt, was sonst nicht sichtbar ist: den genetischen Code der Künstlerin. Die glänzende Hülle der Arbeit „Identity sphere“ ist perforiert und damit durchlässig geworden. Aus ihrem Innern dringt ein starkes Licht, das die intime und zugleich abstrakte Information aus dem Zellkern von Helga Griffiths auf die Oberfläche der Kugel schreibt und weit darüber hinaus strahlen lässt. Benachbarte Bäume wie Büsche werden von ihrem Widerschein erhellt, und auch der Betrachter fungiert als Projektionsfläche jener Zeichen, die man sonst nur unter dem Elektronenmikroskop entdecken kann. Ein Abgleich der beunruhigenden Art, denn das individuelle genetische Erbe von Helga Griffiths legt sich wie eine zweite Haut über die fremden Körper. Ein Code wird theoretisch lesbar gemacht und im gleißenden Lichtschein gleich wieder verzerrt. Die Künstlerin kehrt ihr Innerstes nach außen, zeigt sich verletzlich und überlagert im selben Moment die Identität anderer mit ihrem persönlichen Code. Hart und weich, hell und dunkel, Rückzug und Angriff: „Identity sphere“ speist sich aus solchen Gegensätzen. Das Spiel der Kräfte spricht alle Sinne an und schafft einen ephemeren Ort, an dem sich Phänomene überlagern. Dank ihrer schärft die Künstlerin die Wahrnehmung und rückt die Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft ins Zentrum einer ästhetisch-kritischen Betrachtung.

Text: Christiane Meixner

Foto: Linus Lintner
 
Foto: Timo Ohler Foto: Linus Lintner
 
Foto: Linus Lintner
 
Foto: Linus Lintner
 
Foto: Timo Ohler
 
















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